8. März 1933: Deutschlandweit erste Bücherverbrennung in Dresden
Erich Kästner, Albert Einstein, Kurt Tucholsky, Anna Seghers oder auch Ernest Hemingway – ihre Bücher und die vieler weiterer Autoren wurden in Deutschlands dunkelster Zeit verbrannt. Am 10. Mai 1933 loderten in 22 deutschen Städten Scheiterhaufen. Die Deutsche Studentenschaft organisierte die Bücherverbrennungen, Polizei und Feuerwehr duldeten und betreuten sie sogar.
Was kaum bekannt ist: Die deutschlandweit erste Bücherverbrennung fand in Dresden statt. Am 8. März 1933 nachmittags zogen Truppen der SA zum Wettiner Platz. Dort hatte die sozialdemokratische Druckerei Kaden & Comp. ihren Firmensitz. Und im Haus Nr. 10 wurde die “Dresdner Volkszeitung” herausgegeben. Mit schussbereiten Gewehren sicherte die Dresdner Polizei das Vorgehen der SA-Truppen. Die besetzten und durchsuchten alle Verlags- und Redaktionsräume. Bücher, Plakate, Zeitungen, Parteiprogramme, Flugblätter und auch rote Fahnen wurden auf den Platz geworfen und in Brand gesteckt.
Schließlich hisste die SA auf dem Dach des Hauses eine Hakenkreuzfahne. Wenige Meter nebenan, am Schützenplatz, waren Polizei und SA ebenfalls zugange: Das sozialdemokratische “Dresdner Volkshaus” wurde besetzt. Durch diese Aktionen sollte nicht nur das Wiedererscheinen der wenige Tage zuvor verbotenen “Dresdner Volkszeitung” verhindert, sondern auch die Dresdner SPD ausgeschaltet werden.
Die Dresdner Sozialdemokraten leisteten von Beginn an Widerstand gegen die NSDAP. Im Februar 1933 rief der Dresdner SPD-Unterbezirksvorsitzende Kurt Weckel seine Genossen dazu auf:
“Die Freiheit ist in Gefahr, besonders die Freiheit, die sich die Arbeiterschaft seit der Novemberrevolution erkämpft hat… Die Freiheit ist wie Licht, Luft und Sonne. Erst wenn man sie verloren hat, weiß man ihren vollen Wert zu schätzen.”
Auf die Stärke ihrer Partei vertrauend sagten die Dresdner Sozialdemokraten den Nationalsozialisten den Kampf an. Wie den Worten Weckels zu entnehmen ist, erkannten die Genossen die Gefahren, welche die neue Reichsregierung mit sich bringen sollte. Eine Stabilisierung des Hitlerregimes musste verhindert werden. In den folgenden Jahren bezahlten viele Sozialdemokraten ihr mutiges Eintreten für Freiheit und Demokratie mit dem Leben. In Dresden erinnern eine Reihe von Straßen an sie, so die Berthold-Haupt-Straße in Kleinzschachwitz, das Emerich-Ambros-Ufer in Cotta und die Max-Sachs-Straße in Briesnitz.
“Lasst uns das Erinnern nicht vergessen”
Unter diesem Titel erinnert die Dresdner SPD jedes Jahr gemeinsam mit dem Kabarett Breschke und Schuch, das heute am Wettiner Platz ist, an die Dresdner Bücherverbrennung. In dem einstündigen Programm gibt es Nachdenkliches und Heiteres,
Texte und Musik. Sie sind dazu herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei.